Laktobazillen zählen eindeutig zu den Guten. Sie regulieren die Immunantwort, wirken entzündungshemmend und verdrängen krankmachende Keime, indem sie an menschliche Zellen andocken, sodass gefährliche Bakterien dort keinen Platz mehr finden. Bei dieser Interaktion, beispielsweise mit der Darmwand, spielt die Oberflächen-Schicht – englisch Surface Layer, kurz S-Layer – der Laktobazillen eine wesentliche Rolle. „Als äußerste Hülle bilden Milchsäurebakterien ein Gitter aus Proteinen, das sie wie ein Kettenhemd umgibt“, schildern Theo Sagmeister und Nina Gubensäk, Erstautor:innen der jüngsten Publikation und Forscher:innen in der Arbeitsgruppe von Tea Pavkov-Keller am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz. Die detaillierte dreidimensionale Struktur des Protein-Gitters hat das Team nun zum ersten Mal entschlüsselt.
„Zum einen erfüllen die S-Layer von Laktobazillen eine Schutzfunktion, zum anderen interagieren sie intensiv mit menschlichen Zellen im Darm. Beides ist sehr nützlich für Drug-Delivery-Systeme“, verweist Tea Pavkov-Keller auf die weiterführende Bedeutung der neuen Erkenntnisse. „Mit Hilfe solcher Strukturen könnte man im Nanomaßstab Medikamente im Körper sicher und kontrolliert an ihr Ziel transportieren, wo sie dann in der richtigen Menge ihre therapeutische Wirkung entfalten können“, so die Forscherin.
Publikation
The molecular architecture of Lactobacillus S-Layer: Assembly and attachment to teichoic acids
Sagmeister et al.
PNAS, 5. Juni 2024
https://doi.org/10.1073/pnas.2401686121